Kurzbiographie

Éric-Emmanuel Schmitt ist heute einer der weltweit meistgelesenen und meistgespielten französischsprachigen Autoren. Der Durchbruch gelang ihm in verhältnismäßig kurzer Zeit.

 

1960 geboren, wird der an der Pariser Elitehochschule École Normale Supérieure ausgebildete Lehrbeauftragte und Doktor der Philosophie zunächst als Theaterautor mit seinem Stück Der Besucher bekannt, in dem er ein fiktives Treffen zwischen Freud und vielleicht Gott schildert.

Das Stück wird zu einem Klassiker im Repertoire von Theatern auf der ganzen Welt. Rasch schließen sich weitere erfolgreiche Stücke an: Enigma, Der Freigeist, Hotel zu den zwei Welten, Kleine Eheverbrechen, Meine Evangelien, Die Tektonik der Gefühle, Kiki van Beethoven, Le journal d’Anne Frank ("Das Tagebuch der Anne Frank"), dessen Welturaufführung durch eine Sondergenehmigung des Anne-Frank-Fonds ermöglicht wird. Gleichermaßen von Publikum und Kritik gefeiert, wird Schmitt für seine Arbeiten mit mehreren Molière und dem Grand Prix du Théâtre der Académie française ausgezeichnet. Seine Bücher liegen heute in dreiundvierzig Sprachen übersetzt vor, seine Stücke werden in über fünfzig Ländern regelmäßig aufgeführt.

 

Mit Milarepa, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, Oskar und die Dame in Rosa, Das Kind von Noah und Vom Sumo, der nicht dick werden konnte, sechs Erzählungen über Kindheit und Spiritualität, die zusammen den Zyklus des Unsichtbaren bilden, ist Éric-Emmanuel Schmitt sowohl auf der Bühne als auch im Buchhandel sehr erfolgreich. Nach der Schule der Egoisten, seinem ersten Roman, investiert Schmitt seit dem Erscheinen seines Evangeliums nach Pilatus, eines sehr lichten Buchs, als dessen dunkles Gegenstück Adolf H. – Zwei Leben gelten kann, ein gut Teil seiner Kraft in das Romangenre. Mit Als ich ein Kunstwerk war legt der Autor eine unkonventionelle, zeitgenössische Abwandlung des Faustmythos vor, während die Autofiktion Mein Leben mit Mozart aus einem originellen, sehr persönlichen Briefwechsel mit dem Wiener Komponisten besteht. Später folgt mit Quand je pense que Beethoven est mort alors que tant de crétins vivent („Wenn ich daran denke, dass Beethoven tot ist und so viele Dummköpfe leben!") der zweite Band des Zyklus Das Geräusch, das denkt. Weiterhin entstehen zwei Bände mit Kurzgeschichten: der von Schmitts erstem Film inspirierte Band Odette Toulemonde und andere Geschichten, der von acht Frauen auf der Suche nach dem Glück handelt, und Die Träumerin von Ostende, eine schöne Hommage an die Macht der Phantasie. Der Roman Ulysse from Bagdad ist dagegen ein zeitgemäßes Schelmenepos, das die Grundbedingungen des menschlichen Daseins hinterfragt. In seiner dritten Kurzgeschichten-Sammlung, Concerto à la mémoire d’un ange („Dem Andenken eines Engels"), stellt uns Schmitt Helden vor, denen eines Tages die Erlösung winkt. 2010 erhält er dafür den renommierten Prix Goncourt in der Kategorie Kurzgeschichte. In seinem neuesten, im Herbst 2011 erschienenen Roman Die Frau im Spiegel stellt er uns drei Schicksale vor, drei abenteuerliche Lebensgeschichten, drei Frauen, die sich innerlich ungemein nahestehen, so sehr ähneln sie sich in dem Gefühl, anders zu sein, und in dem Wunsch, dem Bild zu entfliehen, das ihnen der Spiegel ihrer Zeit jeweils entgegenwirft: Nichts liegt ihnen ferner als das, was die Gesellschaft, das Umfeld, ihre Männer an ihrer Statt für sie entschieden haben. In seinem vierten Band mit Kurzgeschichten, Les deux messieurs de Bruxelles („Die zwei Herren aus Brüssel"), bietet uns Schmitt eine feinfühlige Schilderung vom Innenleben seiner Protagonisten.

 

Nach seinem erfolgreichen ersten Film, Odette Toulemonde, adaptiert Schmitt als Regisseur Oskar und die Dame in Rosa fürs Kino (2009).

 

Als Musikliebhaber besorgt Éric-Emmanuel Schmitt die französische Übersetzung von Figaros Hochzeit und Don Giovanni. Stets neugierig, öffnet er zu unserer größten Freude immer wieder neue Türen, hält uns neue Spiegel vor. Seine Premiere an der Pariser Oper begeht er im Oktober 2012 mit dem Stück Le Mystère Bizet, in das er seine ganze Leidenschaft für Bizet und Carmen einfließen läßt.

 

Éric-Emmanuel Schmitt lebt in Brüssel. Sämtliche französischsprachigen Ausgaben seiner Werke sind bei Albin Michel erschienen.