Innerhalb weniger Jahren ist Eric-Emmanuel Schmitt einer der weltweit meist gelesenen und inszenierten französischen Autoren geworden. Seine Bücher werden in dreiundvierzehn Sprachen übersetzt und mehr als fünfzig Länder führen regelmäßig seine Stücke auf.
Éric-Emmanuel Schmitt wurde 1960 geboren. Er besuchte die Pariser Eliteuniversität École Normale Supérieure, erhielt eine Agrégation in Philosophie und promovierte in diesem Fach. Er machte sich zunächst als Theaterautor einen Namen.
Mit La Nuit de Valognes, einer modernen Abwandlung des Mythos von Don Juan, stellte er sich erstmals 1991 dem Publikum in Frankreich vor. Später wurde das Stück in England von der Royal Shakespeare Company aufgeführt. Ende 2005 wird das Stück erstmals in einer neuen, vom Autor umgeschriebenen Fassung in Deutschland und Belgien zu sehen sein. 1993 folgte Der Besucher. Das Stück wurde ein großer Erfolg und brachte ihm drei Molière ein (Theaterentdeckung des Jahres, bester Theaterautor und bestes Theaterstück). Das Stück wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und in vielen Ländern auf der ganzen Welt aufgeführt. Eine Musikfassung wurde erstmals am Théâtre Impérial de Compiègne auf die Bühne gebracht. Die Musik dazu schrieb der griechische Komponist Stavros Xarhakos. Im Royal Opera House in London gelangte diese Fassung ebenfalls zur Aufführung.
Mit diesem zweiten Stück gab Éric-Emmanuel Schmitt seine Stelle als außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Savoie auf, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können.
Golden Joe wurde 1995 uraufgeführt. 1996 folgte die Erstinszenierung des Stücks Enigma am Théâtre Marigny, bei der Alain Delon und Francis Huster mitwirkten. Anschließend wurde das Stück — das bisher meistgespielte Stück von Éric-Emmanuel Schmitt— weltweit in allen wichtigen Städten und Hauptstädten gespielt, darunter Tokyo, Moskau, Berlin (mit Mario Adorf), Los Angeles und London (mit Donald Sutherland).
Der Freigeist hatte seine Premiere 1997 im Théâtre Montparnasse mit den Schauspielern Bernard Giraudeau und Christiane Cohendy. In der Folgezeit war dem Stück ein bedeutender internationaler Erfolg beschieden (Schauspielhaus Zürich, Schaubühne Berlin).
Einige Monate darauf entstand ein Monolog über den Buddhismus: Milarepa wurde am Théâtre de Vidy in Lausanne als Koproduktion mit dem Théâtre des Gémeaux de Sceaux uraufgeführt, 1997 auf dem Festival in Avignon gespielt und gelangte 1999 in Paris erneut zur Aufführung. Dieser Text brachte Schmitt auf die Idee, eine Reihe von Erzähungen über die großen Weltreligionen zu beginnen — Le Cycle de l’invisible war damit geboren.
Die Uraufführung von Frédérick ou le Boulevard du Crime fand 1998 mit Jean-Paul Belmondo in Paris und fast zur selben Zeit in Deutschland (Köln und Baden-Baden) statt.
Das Hotel zu den zwei Welten wurde am Théâtre Marigny (Saal Popesco) in der Spielsaison 1999/2000 durchgehend aufgeführt. Wegen des großen Anklangs mußte das Stück dreimal hintereinander neu besetzt werden.
Monsieur Ibrahm und die Blumen des Koran wurde 1999, von Bruno-Abraham Kremer erstmals inszeniert. Im Juli 2001 wurde das Stück beim Festival von Avignon und im September 2002 im Studio des Champs-Elysées aufgeführt. Seitdem wurde es immer wieder gespielt, unter der Schirmherrschaft des Außenministeriums auch in zahlreichen nichtfranzösischsprachigen Ländern. In der Spielsaison 2004/2005 gelangte es schließlich am Théâtre Marigny (Saal Popesco) erneut zur Aufführung. François Dupeyron verarbeitete den Stoff zu einem Kinofilm, der Omar Sharif 2004 den César für den besten Schauspieler einbrachte.
Nach diesem zweiten Werk innerhalb des Cycle de l'invisible folgte mit Oskar und die Dame in Rosa das dritte Werk dieser Reihe. Es wurde im Februar 2003 in der Comédie des Champs-Elysées mit großem Erfolg uraufgeführt. Danielle Darrieux brachte es für ihre Leistungen in der Doppelrolle des todkranken Kindes und der Dame in Rosa den Molière für die beste Darstellerin ein.
Im September 2003 folgte die Erstinszenierung von Kleine Eheverbrechen mit Charlotte Rampling und Bernard Giraudeau im Théâtre Edouard VII. Das Stück war über mehrere Monate hinweg ausverkauft.
Im Théâtre Montparnasse war Jacques Weber von November 2004 an mit Das Evangelium nach Pilatus einer von Schmitt selbst besorgten Bühnenadaptation seines gleichnamigen Romans. Zur selben Zeit begeisterte Frédéric Quiring, ein junger Schauspieler von dreißig Jahren, im kleinen Saal des Theaters das Publikum in seiner Rolle als Jesus in Die Nacht der Ölbäume. Beide Stücke erschienen im Verlag Albin Michel unter dem Titel Meine Evangelien.
Im Januar 2008 inszeniert er Die Tektonik der Gefühle am Theater Marigny in Paris. Die elegante Komödie ist grausam und zärtlich, erheiternd und erschütternd zugleich: in diesem psychologischen Spannungsfeld agieren Diana, gespielt von Clémentine Célarié, und Richard, Tcheky Karyo. Die beiden geraten in ein wahres Beben - ausgelöst von allzu leidenschaftlicher Liebe.
Neben seiner Arbeit fürs Theater widmete sich Éric-Emmanuel Schmitt zugleich auch dem Roman. 1995 erschien Die Schule der Egoisten, ein Werk das von der Kritik gut aufgenommen wurde. Im Jahr 2000 erschien Das Evangelium nach Pilatus, womit sich Schmitt als Romanautor endgültig etablierte und wofür er den Grand Prix des lectrices de Elle erhielt. Seitdem steht jeder von Éric-Emmanuel Schmitt veröffentlichte Roman wochen- oder gar monatelang uf den Bestsellerlisten.
Nach diesem lichten Roman veröffentlichte Schmitt 2001 Adolf H. Zwei Leben; dieses Buch ist düsterer, es befaßt sich mit dem echten und einem fiktiven Hitler. Mit Als ich ein Kunstwerk war erschien 2002 eine recht unkonventionelle und satirische Abwandlung des Faustmythos.
Die Erzählungen aus dem Cycle de l’invisible waren sowohl in französischsprachigen als auch in nichtfranzösischsprachigen Ländern äußerst erfolgreich — gleichermaßen auf der Bühne im Buchhandel. Milarepa, das vom Buddhismus, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, das vom Sufismus, Oskar und die Dame in Rosa, das vom Christentum handelt, Das Kind von Noah — erschienen 2004 —, das dem Judentum gewidmet ist, sowie Le sumo qui ne pouvait pas grossir - erschienen 2009 -, werden von Millionen von Lesern jeden Alters geradezu verschlungen.
Oktober 2006 schreibt Eric-Emmanuel Schmitt in Mein Leben mit Mozart über seine Liebe zu einem Seelenverwandten. Dieses Buch, eine reizvolle Mischung aus Autobiographie und Roman, wird sofort zu einem Riesenerfolg und erscheint zugleich in über zehn verschiedenen Ländern. Zwei Novellensammlungen folgen einander: 2006 erobert Odette Toulemonde und andere Geschichten sofort in vielen Ländern den Spitzenplatz in den Bestseller-Listen und 2007 würdigt La Rêveuse d'Ostende die Kraft der Vorstellung. Ein dritter Band mit Kurzgeschichten erscheint 2010 mit Concerto à la mémoire d'un ange. Die vier Erzählungen werfen die Frage auf: Sind wir frei oder ist unser Schicksal vorherbestimmt? Und: Können wir uns ändern?
Mit der Veröffentlichung von Ulysse from Bagdad im selben Jahr kehrt Éric-Emmanuel Schmitt zum Roman zurück. Einmal mehr stellt er sein Talent als "Erzähler mit einem außerordentlichen mimetischen Instinkt" (so Fabienne Pascaud in Télérama) unter Beweis, indem er die Geschichte eines Menschen erzählt, der auszieht, sich einen Platz auf dieser Erde zu suchen - wie Millionen anderer Illegaler. Ulysse from Bagdad ist ein zeitgenössisches Schelmenepos, das die Grundbedingungen des menschlichen Daseins hinterfragt. Sind die Grenzen Bastion unserer Identität oder letztes Bollwerk unserer Illusionen?
Als Essayist veröffentlichte Schmitt unter dem Titel Diderot ou la philosophie de la séduction (1997) seine Doktorarbeit.
Éric-Emmanuel Schmitt ist auch ein großer Musikliebhaber. Er besorgte die französische Übersetzung von der Hochzeit des Figaro (Théâtre Impérial de Compiègne, 1997 und 1998) und ist dabei, seine Übersetzung des Don Giovanni abzuschließen.
Während er weiter an seinen Romanen und Theaterstücken schreibt, widmet er sich verstärkt dem Film. Nach Odette Toulemonde (2007), einer Komödie über das Glück mit Catherine Frot und Albert Dupontel, arbeitet er an der Kinoadaptation von Oskar und die Dame in Rosa mit Michèle Laroque, Max Von Sydow, Amira Casar und Mylène Demongeot. Der Filmstart ist für Ende 2009 vorgesehen.
Obwohl er sich abseits des literarischen und politischen Betriebes hält, ist Éric-Emmanuel Schmitt bereits mit zahlreichen Preisen bedacht worden: Im Jahre 2000 ehrt ihn die Académie Française mit dem Grand Prix du Théâtre für sein Gesamtwerk; 2004 erhält er für seine Erzählung Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran den Großen Publikumspreis in Leipzig und den Deutschen Bücherpreis; in Berlin wird er mit dem angesehenen Preis Die Quadriga in der Kategorie "Weisheit des Lächelns" geehrt. Im Herbst werden die Franzosen von der Zeitschrift Lire unter der Fragestellung: "Welche Bücher haben Ihr Leben verändert?" zu einer Umfrage aufgerufen. Oskar und die Dame in Rosa wird zusammen mit der Bibel, den Drei Musketieren und dem Kleinen Prinzen genannt — ein einmaliges Ergebnis für einen noch lebenden Autor. 2010 bekommt Schmitt für seinen Kurzgeschichtenband Concerto à la mémoire d'un ange den prestigeträchtigen Literaturpreis Prix Goncourt de la Nouvelle zuerkannt.
Éric-Emmanuel Schmitt lebt in Brüssel. Alle seine Werke sind im Verlag Albin Michel erschienen.